5 Gründe, warum wir Print lieben.

| Lesedauer: 5 Minuten
2018 ist eine echte Print-Legende zum letzten Mal gedruckt worden: der OTTO-Katalog. Damit hat er sich immerhin ein Jahrzehnt länger gehalten, als ihm Anfang der 2000er prophezeit wurde. Der Grund dafür könnte sein, dass viele ältere Menschen einfach keine Lust hatten, sich auf das Shoppen im Internet umzustellen. Zugegeben, Print wurde in vielen Bereichen von digitalen Medienprodukten abgelöst, aus unserem Agenturalltag ist er aber keinesfalls wegzudenken. In diesem Beitrag nennen wir Euch 5 Gründe, warum Print keinesfalls tot ist und – gerade im Zusammenhang mit modernen crossmedialen Kampagnen – nicht wegzudenken ist.

#1 – Print hat einen Rahmen

Man stelle sich vor, jemand entwirft einen Flyer und lässt ihn drucken. Im Druck sind allerdings die Farben völlig übersättigt, der Störer sitzt an der falschen Stelle und eine Schrift wurde komplett ausgetauscht. Was dem Grafiker die Haare zu Berge stehen lässt, ist für den Web-Programmierer Alltag. Das Aussehen des Designs ist immer abhängig vom Endgerät des Nutzers und wenn dieses völlig veraltet ist, bekommt der Nutzer leider auch einen entsprechend schlechten Eindruck. Bei einem Printprodukt gibt man dem Betrachter das optimale „Endgerät“ direkt mit – so wird in jedem Fall ein gutes Ergebnis erzielt.

#2 – Print bleibt im Gedächtnis und ist anfassbar

Wenn man etwas wahrnimmt, gibt es eine simple Regel: je mehr Sinne beteiligt sind und je außergewöhnlicher etwas ist, desto länger wird das Wahrgenommene in Erinnerung bleiben. Genau dafür gibt es im Print unzählige Papierarten und Veredelungen, wie zum Beispiel Heißfolien-Prägungen, Sonderfarben und Sonderformate (vgl. Ida Klein Katalog 2019 mit Glanz- und Reliefveredelung). Einen Gegenstand in der Hand zu halten ist eine enorme Konzentrationshilfe: Dinge, die einen Anfang und ein Ende haben, kann man viel besser fassen, als eine endlos erscheinende Website oder ein E-Book.

Wenn man etwas kauft, aber nur einen digitalen Inhalt bekommt, haben viele Menschen das Gefühl, ihr Geld gerade aus dem Fenster geworfen zu haben. Ein psychologischer Effekt, der auch noch dadurch verstärkt wird, dass im Internet sehr, sehr viele Inhalte kostenlos angeboten werden. Menschen kaufen sich nach wie vor gerne ein Magazin oder eine Zeitung. Ein E-Book hingegen ist eher im geschäftlichen Bereich gefragt; es geht häufig darum Daten schnell zu erfassen und digital verfügbar zu haben. Die Rezeptionshaltung gerade im privaten Bereich ist eine andere. Nehmen wir an, ich möchte mir einen Rasenmäher Roboter für meinen Garten zulegen. Ich habe im Internet eine Weile recherchiert und werde erschlagen von den Informationen. Ich begebe mich am folgenden Tag in ein Fachgeschäft, erhalte eine professionelle Beratung und einen Folder mit den wichtigsten Informationen zu den verfügbaren Modellen. Hier sind alle wichtigen Daten zusammenfasst. Hier schafft Print vor allem eins: Eine Orientierung. Die wichtigsten Informationen sind auf den Punkt gebracht und sofort wahrnehmbar. Ich kann den Folder nehmen und Ihnen Freunden oder Bekannten einfach auf den Tisch legen. Das kann in Zeiten der scheinbar unsortierten Informationsflut im Web entspannend sein. Die großen Marken legen auf diese Folder ganz besonderen Wert und nutzen neben aufwendigen Grafiken ihre visuelle Markensprache und besondere Papiere, um sich zu positionieren.

 

#3 – Mehr Reichweite

Für Nachrichten und andere aktuelle Inhalte ist das Internet natürlich das optimale Medium. Dennoch sollte man nicht unterschätzen, dass es sehr viele Menschen gibt, die ganz einfach keine Lust haben, sich damit auseinander zu setzen und deshalb auf andere Medien, wie TV und Print ausweichen. Und ich meine damit nicht nur Senioren jenseits des 80. Lebensjahres – 15 Millionen Menschen in Deutschland ab einem Alter von 14 Jahren besitzen kein Smartphone. Kontakt zu Printmedien hat hingegen jeder von uns täglich – nicht zuletzt durch Out-of-Home Werbung.

#4 – Vertrauen durch Printmedien

Wir erinnern uns alle an den Datenskandal bei Facebook Mitte 2018. Der Missbrauch der Daten von wenigstens 87 Millionen Nutzern treibt viele Facebook-Fans dazu, sich abzumelden, Unternehmen löschen ihre Fanpages – und ganz nebenbei schießt der Kurs der Facebook-Aktie in den Keller. Obwohl Online-Unternehmen die Printmedien seit vielen Jahren für tot erklären, reagiert Facebook mit einer groß angelegten Imagekampagne. Im Fall von Facebook und dem Datenskandal geht es nicht darum, Conversions zu erzielen, sondern Vertrauen zu gewinnen. Genauer: Das verloren gegangene Vertrauen zurückgewinnen.

Laut einer Umfrage der Gesellschaft für integrierte Kommunikationsforschung seien Printmedien „besonders vertrauenswürdig“. Marken begeben sich deshalb gerne in ein vertrauensvolles Umfeld. Das kann für jedes Unternehmen im Fall einer vermeintlichen „Krise“ hilfreich sein. Hintergrund: Wird über ein Ereignis in den sozialen Medien oder im Printbereich unterschiedlich berichtet, so verlässt sich der Großteil der Nutzer auf Zeitungen und Zeitschriften. Mit geschickt eingesetzten Advertorials lassen sich so anfängliche Krisen begrenzen bzw. negative Meldungen kanalisieren (Quelle: b4p Trends, 2018).

Mehr zu diesem Thema lesen Sie im Artikel:
„Warum die Online-Riesen offline werben“ von Christian Rechmann

#5 – Mehr Entspannung statt Reizüberflutung

Wir alle konsumieren mehr Medien als eigentlich gesund für uns ist. Viele Menschen versuchen deshalb bewusst gegenzusteuern, verzichten komplett auf Fernsehen, legen handyfreie Zeiten fest und vieles mehr. Damit steigt natürlich die Attraktivität eines guten Buches, das ohne Ablenkungen durch Verlinkungen, aufploppende Pop-Up-Werbung, oder andere Benachrichtigungen darauf wartet, einfach nur gelesen zu werden – ganz ohne Zeitdruck. Und auch wenn ich es vielleicht gerade nicht lese, freue ich mich darauf, weil ich das Buch mit dem schönen Buchumschlag auf meinem Nachttisch liegen sehe.

Schlusswort

Im Vergleich zu Print ist die digitale Welt lebendiger, aktueller und schneller und damit in vielen Bereichen unschlagbar. Gleichzeitig ist sie aber auch etwas zu schnell, um immer hinterher zu kommen und bietet ein viel zu großes Angebot an Inhalten, so dass Benutzer sehr viel filtern müssen, um ihren Ansprüchen gerecht zu werden. In Sachen Vertrauen ist und bleibt Print die absolute Nummer eins. Gerade vor dem Hintergrund, dass wir alle kritischer werden, liegt hier das besondere Potenzial aller Printmedien. Eingebettet in die richtige Kommunikationsstrategie oder in ein crossmediales Kampagnenkonzept vermögen Printmedien Dinge zu leisten, die digitale Produkte nicht erreichen können.

Für uns als Werbeagentur bedeutet das, nach Möglichkeit immer crossmedial zu denken, denn neben der Reichweite geht es auch immer darum, bleibende Eindrücke zu hinterlassen. Es geht um das Nebeneinander von Offline- und Online-Kommunikation. Es gibt kein Entweder-oder: Ein gutes Beispiel dafür ist die #wirfuerbio-Kampagne. Fahrzeugplakate (vgl. Fahrzeugplakat an einem Pressfahrzeug in Magdeburg), City-Light-Poster und Aktionen im öffentlichen Raum machen auf die Kampagne aufmerksam und sie gleichzeitig lebendig. Interessierte finden dann online auf der Website, dem Blog und in den sozialen Medien vielfältige und vor allem weiterreichende Informationen. So bleibt das Thema interessant. Die Kampagne ist anfassbar und interaktiv zugleich.