Wie man Printprodukte und digitale Dokumente mehrsprachig macht
Einsprachigkeit war gestern. Deutschland ist ein mehrsprachiges Land. Mehrsprachigkeit und sprachliche Vielfalt spiegeln sich in allen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens wider. Durch kulturelle und gesellschaftliche Transformationsprozesse wird es deshalb immer wichtiger, digitale Dokumente und Printprodukte in vielen Sprachen zu realisieren. Das gilt sowohl für viele unserer Kunden, die ihre Produkte auf der ganzen Welt anbieten, als auch für kommunale Betriebe, die dem gesellschaftlichen Wandel begegnen und alle Bürger*innen erreichen wollen. Das umfangreichste Projekt entstand dabei für den Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Karlsruhe. Hier kamen neben deutschen Texten auch Texte in vierzehn weiteren Sprachen zum Einsatz.
Infos zum Projekt findet ihr hier: Unsere Projekte – Mülltrennung mehrsprachig auf den Punkt gebracht
Für Grafiker*innen kann Mehrsprachigkeit schon eine Herausforderung werden. Wir vermitteln deshalb in diesem Beitrag das Grundwissen zur richtigen Bedienung von Adobe InDesign, wenn es darum geht, Texte in verschiedenen Sprachen einzufügen.
Diese Einstellung braucht man immer: korrekte Silbentrennung
Funktioniert Silbentrennung nicht ganz automatisch? Ja, aber nur, weil InDesign auf ein umfassendes Wörterbuch zugreift. Wenn ihr das Programm auf deutsch nutzt, ist es standardmäßig Deutsch nach der neusten Rechtschreibreform von 2006. In anderen Sprachen verhält sich die Silbentrennung anders. Selbst für englische Texte muss die Sprache eingestellt werden, da es sonst zu Umbrüchen an falschen Stellen kommen kann. Je nach Einsatz gibt es dafür folgende Möglichkeiten:
Für das gesamte Dokument
Umbruchoptionen lassen sich in den Absatzformaten einstellen. Wenn noch keine Absatzformate angelegt sind, reicht es, das voreingestellte Absatzformat [Einf. Abs.] zu bearbeiten. Mit Doppelklick auf das Absatzformat kannst du es bearbeiten. Gehe nun links auf den Reiter „Erweiterte Zeichenformate“. Hier gibt es die Einstellung „Sprache“. Wenn nun weitere Absatzformate angelegt werden, beinhalten diese die Einstellung automatisch.
Aber Achtung: wenn es schon Absatzformate im Dokument gibt, und dann die Sprache geändert werden soll, muss das für jedes Absatzformat händisch passieren. InDesign bietet keine Einstellung, um die Sprache für das gesamte Dokument zu ändern. In diversen Blogs werden Scripts angeboten, um diese Einstellungen zu automatisieren (das hier näher zu erläutern würde aber thematisch ausufern).
Für mehrsprachige Dokumente
Hat mein Dokument zwei oder mehr Sprachen, muss ich jeder Sprache eigene Absatzformate zuweisen.
Der richtige Zeichensatz für die gewünschte Sprache
Jede (für uns Europäer) gängige Schrift unterstützt die 26 Buchstaben des lateinischen Alphabets. Einige Free-Fonts haben tatsächlich nur diese Zeichen und lassen sich nur für wenige Sprachen, z.B. Englisch einsetzen. Für deutsche Texte fehlen dann noch die Umlaute sowie das Eszett.
Wichtig ist: wenn in einem Text einzelne Zeichen (sogenannte Glyphen) fehlen, kann ich die Schriftart nicht für die gewünschte Sprache nutzen. InDesign zeigt mir dann statt des Buchstabens ein Viereck mit einem Kreuz an. Es gibt aber eine Reihe an Systemschriften und kostenlosen Fonts, die sehr viele Sprachen abdecken. Die auf dem Mac vorinstallierte Arial verfügt über mehr als 2.500 Glyphen. Die kostenlosen Google Fonts Roboto und Lato unterstützen über 300 Sprachen. Lato sogar mehr als 400.
InDesign zeigt euch alle Glyphen einer Schrift an, wenn ihr ein Textfenster oder einen Textabschnitt markiert und dann auf „Fenster > Schrift und Tabellen > Glyphen“ klickt.
Weitere europäische Buchstaben: Kyrillisch und Griechisch
Die kyrillische sowie griechische Schrift unterscheiden sich grundlegend von der lateinischen. Kyrillisch wird unter anderem in Russland, der Ukraine, Weißrussland und Bulgarien geschrieben. Um anzeigen zu lassen, ob die ausgewählte Schrift diese unterstützt, kann man wieder auf das Fenster „Glyphen“ zurückgreifen. Hier kann man zwar nicht nach Sprachen sortieren, aber beim Reiter „Einblenden: Gesamte Schriftart“ lässt sich die Ansicht auf Griechisch und Kyrillisch wechseln.
Arabisch, japanisch, koreanisch und Co.
Für einige Sprachen bietet InDesign eine sehr praktische Funktion an: indem man ein Textfenster mit Platzhaltertext in der gewünschten Sprache füllt, bekommt man eine gute Grundlage, um anschließend Texte hineinzukopieren. Es wird automatisch eine Schrift ausgewählt, die diese Sprache unterstützt, und passende Einstellungen werden vorgenommen. Beispielsweise, dass bei arabischer Schrift die Buchstaben von rechts nach links laufen.
So funktioniert es: Ziehe ein Textfenster auf. Halte Command (Mac) bzw. STRG (Windows) gedrückt und mache einen Rechtsklick auf das Textfenster. Klicke nun auf „Mit Platzhaltertext füllen“. Wenn du Command dabei immer noch gedrückt hältst, kannst du nun zwischen verschiedenen Sprachen/Alphabeten auswählen.
Aber Achtung: Diese Funktion reicht für simple Übersetzungen auf Flyern. Generell gibt es außerhalb des europäischen Sprachraums deutlich mehr Regeln zu beachten. Wir empfehlen daher, immer mit professionellen Übersetzer*innen zusammenzuarbeiten, die auch nach dem Einfügen der Texte nochmal das Layout kontrollieren.